Julius Davidsohn kam 8. Februar 1874 in Hannover zur Welt. Seine Eltern waren der Kaufmann Daniel Davidsohn und seine Frau Regina geborene Rosenberg. Julius Davidsohn besuchte die Höhere Bürgerschule bis zur 9. Klasse. Am 19. März 1901 heiratete er Semaya Hirsch, die am 31. Mai 1879 geboren wurde und aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Frankfurt am Main stammte.
Vor 1914 amtierte Julius Davidsohn als Direktor des Graphit-Bergwerks in Untergriesbach im Landkreis Passau. Er kämpfte von 1916 bis 1918 im Ersten Weltkrieg. Die jüdische Familie lebte in Berlin, ehe sie 1917 nach München zog. Ab 1920 wohnte sie in der Widenmayerstraße 45. Von 1928 bis 1930 war Julius Davidsohn Teilhaber der Firma. Rewag - E. Batz & Co., eines Reklameunternehmens in der Neuhauser Straße 23.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 änderte sich das Leben von Semaya Davidsohn und ihrem Mann radikal. In der „Kristallnacht“ vom 9./10. November 1938 verhaftete die Gestapo Julius Davidsohn und internierte ihn im Konzentrationslager Dachau. Er wurde nach zehn Tagen entlassen. Am 25. November 1938 beschlagnahmte Gestapo neun Kunstgegenständen in der Wohnung. Im April 1939 musste das Ehepaar Davidsohn circa 30 Schmuck- und zahlreiche Silbergegenstände beim Städtischen Leihamtes in München abliefern, für die ihm lediglich 516 RM ausgezahlt wurden. Darüber hinaus hatten Semaya und Julius Davidsohn 13.400 RM „Judenvermögensabgabe“ zu zahlen. Im September 1939 mussten sie ihr Zuhause in der Widenmayerstraße verlassen; etwa zwei Jahre bewohnten sie ein Zimmer in dem „Judenhaus“ in der Leopoldstraße 52 a, ehe sie in der „Pension Royal“ in der Bayerstraße 52 unterkamen. Im November 1941 erfolgte erneut ein erzwungener Wechsel des Wohnsitzes, nun in die Trogerstraße 44. Knapp 14 Tage später pferchte die Gestapo sie in der „Heimanlage für Juden“, eine Massenunterkunft in der Clemens-August-Straße 9, ein.
Beide Eheleute waren von der Gestapo zur Zwangsarbeit verpflichtet worden, wo und ab welchem Zeitpunkt, ist nicht bekannt. Am 7. Juli 1942 zog die Gestapo ihr auf Sperrkonten eingefrorenes Vermögen ein.
Am 17. Juni 1942 deportierte die Gestapo sie in das Ghetto Theresienstadt. Julius Davidsohn starb hier infolge der katastrophalen Umstände, denen gerade ältere Menschen ausgesetzt waren. am 11. August 1942. Semaya Davidsohn starb dort am 24. April 1943 ebenfalls im Ghetto Theresienstadt.
2019 ermöglichten die 2015 aufgefundenen Beschlagnahmungsprotokolle der Gestapo die Restitution von geraubten Objekten des Ehepaares Davidsohn an die Erben durch die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, das Bayerische Nationalmuseum und die Staatliche Graphische Sammlung im August 2919. (Text Dr. Andrea Bambi; Lektorat C. Fritsche)