Richard Burger kam am 28. August 1880 als Sohn des Tramway-Kontrolleurs Jakob Burger und seiner Frau Minna, geborene Mandl, im österreichischen Schlaining zur Welt. Nach der Volksschule begann er mit 14 Jahren eine kaufmännische Lehre bei einer Firma in Graz. 1902 ging er nach München und wurde Geschäftsführer der Firma Arthur Fischer. Dort lernte er seine spätere Frau kennen: Laura Fischer, die Tochter des Geschäftsinhabers. Das Paar heiratete 1910 und bekam einen Sohn, der als Säugling starb, sowie drei Töchter: Helene, Louise und Selma. Im Ersten Weltkrieg diente Richard Burger als Feldwebel in der österreichischen Armee. Nach seiner Rückkehr von der Front gründete er 1918 in München die Firma Aicher & Burger. Später arbeitete er als Vertreter für Textilwaren. Seit 1932 lebte die Familie Burger zusammen mit Laura Burgers Mutter in einer Vierzimmerwohnung in der Auenstraße 52. Mit Beginn der NS-Herrschaft verschlechterten sich die Lebensbedingungen der jüdischen Familie. Dr. Anna Rosenbaum, eine Enkelin von Richard und Laura Burger, erinnert sich an Erzählungen von Überfällen. Hitlerjungen seien in die Wohnung eingefallen und hätten mitgenommen, was ihnen gefiel. Richard Burger wurde im April 1934 die Staatsbürgerschaft entzogen, er erhielt einen „Fremdenpaß“. Die drei Töchter konnten wegen ihrer jüdischen Herkunft nicht ihre Wunschberufe ergreifen. Laura Burger wollte Deutschland verlassen, doch ihr Mann fürchtete, ohne Sprachkenntnisse in einem fremden Land nicht die Existenz der Familie sichern zu können. Er vertraute außerdem darauf, dass ihm als Weltkriegsteilnehmer nichts geschehen würde. Im Zuge der „Кristallnacht“ wurde Richard Burger am 10. November 1938 verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Am 15. November 1938 schrieb er eine Standardpostkarte: „Ich bin in Dachau und gesund.“ Einen Tag später starb Richard Burger mit nur 58 Jahren – angeblich an Arteriosklerose. Die tatsächlichen Todesumstände sind bis heute unklar. Laura Burger gelang 1939 mit ihren Töchtern die Emigration nach England. (Text Maria Faltermaier-Temizel, Lektorat C. Fritsche)