Heinz Eschen kam am 3. Mai 1909 in Filehne (heute Wieleń in Polen) als Sohn des jüdischen Ehepaars Isidor und Bianka, geborene Lewin, zur Welt. Er wuchs mit seiner älteren Schwester Hildegard auf. Sein Vater starb, als er fünf Jahre alt war. 1920 zog die Familie nach Berlin. Heinz Eschen begann ein Maschinenbaustudium an den Technischen Hochschulen Berlin und München, musste aber aus finanziellen Gründen nach vier Semestern abbrechen. In München trat er in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. Heinz Eschen zog häufig um und lebte in Stuttgart, Erfurt, Halberstadt und Magdeburg. Im November 1931 kehrte er nach München zurück und arbeitete dort als kaufmännischer Angestellter. Von 1932 bis 1933 wohnte er im Block Ecke Deidesheimer Straße 2/Saarstraße 12. Er engagierte sich im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und beteiligte sich an kommunistischen Demonstrationen. Der sportliche junge Mann war ein begabter Sänger und ein guter Redner: „Er strotzte nur so vor Energie und begeisterte alle mit seiner Fröhlichkeit“, erzählte Dorothea Ettmayr, die spätere Ehefrau seines Freundes Franz Scheider.
Am 1. Februar 1933 schoss die Polizei Heinz Eschen bei einer Demonstration gegen die NS-Regierung in den Hals. Nach seiner Genesung trat er bei einer Kundgebung am 12. Februar 1933 noch einmal als Redner auf. Wenige Tage später wurde er festgenommen und zu neun Monaten Haft wegen „Aufruhrs“ verurteilt. Im Bayreuther Gefängnis St. Georgen prügelte man ihn fast zu Tode. Nach Ablauf seiner Haft wurde Heinz Eschen am 26. November 1933 in das Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er wegen seiner jüdischen Herkunft Schikanen unterworfen war. 1936 setzte ihn die SS in der Baracke der jüdischen Häftlinge als „Blockältesten“ ein. Als Kapo versuchte er, Kranke und Schwache zu schützen und richtete eine illegale Kasse ein, um mittellose Gefangene finanziell zu unterstützen. Deswegen genoss Heinz Eschen hohes Ansehen bei den anderen Häftlingen. Gleichzeitig schreckte er vor Gewalt und harten Strafen nicht zurück, schützte damit die Gefangenen allerdings auch vor der noch größeren Brutalität der SS. Als es in Heinz Eschens Block zu einem Konflikt kam, wurde er von einem Mithäftling denunziert und kam am 30. Januar 1938 in den „Kommandaturarrest“. Dort wurde er verhört und gefoltert. Einen Tag später war Heinz Eschen tot. Er starb mit 28 Jahren – weil er ermordet wurde oder weil er Suizid beging, ist bis heute unklar. Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München. Heinz Eschens Mutter Bianka wurde 1942 im Vernichtungslager Kulmhof ermordet, seine Schwester Hildegard überlebte die Shoah. (Text S. Zickert; Lektorat C. Fritsche)