Plakette mit Erinnerungszeichen für Albertine Neuland
Biografie Detailseite 1

Albertine Neuland, geb. Lehmann


Bavariaring 15

Geburtsdatum:
30.01.1866
Geburtsort:
Schornweisach, Mittelfranken
Todesdatum:
19.01.1944
Todesort:
Theresienstadt
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
23.07.2020
Stadtteil:
Ludwigsvorstadt - Isarvorstadt

„Großmutter verstand Würde und Haltung mit Herzenswärme, Fröhlichkeit und Großzügigkeit zu verbinden.“ So erinnert sich Charlotte Knobloch an ihre Großmutter Albertine Neuland und fügt hinzu: „Großmutter war jeder Zoll eine Dame.“ Albertine Neuland, geborene Lehmann, stammte aus einer fränkischen Kaufmannsfamilie. 1888 heiratete sie den Textilkaufmann Sali Neuland und zog mit ihm nach Bayreuth. Dort führte Sali Neuland zusammen mit seinem Bruder Simon ein Modegeschäft für Damen. 1889 kam Sohn Siegfried (genannt Fritz) auf die Welt, zwei Jahre später Willi. Sali Neuland war ein angesehener Mann in der Bayreuther Stadtgesellschaft. Die Familie lebte in einem großen Haus in der Alexanderstraße 4 in der Bayreuther Innenstadt und ging gern in die Oper. Die „prägende Figur des Hauses“ war Albertine Neuland, so ihre Enkelin Charlotte Knobloch. Albertine Neuland engagierte sich in der Jüdischen Gemeinde in Bayreuth und im Israelitischen Frauenverein.
Mit der „Machtübernahme“ änderte sich das Leben der Neulands grundlegend: Die Einnahmen des Modegeschäfts gingen zurück, im Januar 1936 „arisierten“ Karl Krämer und Karl Hacker das Geschäft. Nach der „Kristallnacht“ im November 1938 mussten Albertine und Sali Neuland ihr Haus verlassen und zu Albertines Schwester Ida ziehen. Nach dem Tod ihres Mannes am 24. Mai 1939 ging Albertine Neuland zu ihrem ältesten Sohn Fritz nach München. Ihr zweiter Sohn Willi war in die USA geflüchtet und bemühte sich, seine Mutter nachzuholen. Wegen ihres hohen Alters verweigerten ihr die amerikanischen Behörden jedoch die Einreise. Am 23. Juli 1942 verschleppte die Gestapo Albertine Neuland in das Ghetto Theresienstadt. Dort verhungerte sie am 19. Januar 1944. Ihr Sohn Fritz Neuland und ihre Enkelin Charlotte überlebten die NS-Zeit. Charlotte Knobloch ist heute Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Das Andenken an die von den Nationalsozialisten ermordeten Jüdinnen und Juden liegt ihr sehr am Herzen, ganz besonders die Erinnerung an ihre Großmutter Albertine Neuland. (Text Barbara Hutzelmann und Maximilian Strnad, Lektorat C. Fritsche)