Erwin Elias Kahn kam am 12. September 1900 als erstes Kind des jüdischen Kaufmanns Albert Kahn und seiner Ehefrau Lotte in München zur Welt. Er hatte drei jüngere Geschwister. Am 15. Mai 1928 heiratete er in Bukarest die aus einer nichtjüdischen Familie stammende Euphrosina Vessar. Zurück in München wechselte das junge, kinderlose Paar mehrfach die Wohnung, ab November 1932 lebten sie im dritten Stockwerk des Wohnhauses Hans-Sachs-Straße 18. Die SA verhaftete Erwin Kahn am 11. März 1933 auf offener Straße und lieferte ihn in das Polizeigefängnis in der Ettstraße ein. Am 22. März 1933 verschleppte man ihn in das an diesem Tag eröffnete KZ Dachau. Von dort schrieb Erwin Kahn seiner Frau und seinen Eltern: „Ich versichere Euch nochmals, daß ich nicht weiß warum ich verhaftet bin. Ich war in meinem Leben bei keiner Partei.“ Zur Abschreckung verübte die Lager-SS am 12. April 1933 das erste Massaker an kommunistischen Häftlingen mit jüdischen Wurzeln. Neben Rudolf Benario, Ernst Goldmann und Arthur Kahn wurde auch Erwin Kahn niedergeschossen. Im Gegensatz zu den anderen überlebte er, jedoch durch zwei Kopfschüsse schwer verletzt, weil der anwesende Polizeileutnant Emil Schuler verhinderte, dass die SS-Männer auch ihm den »Gnadenschuss« gaben. Erwin Kahn wurde in der Chirurgischen Klinik in München, Nußbaumstraße 20, operiert. Am 15. April 1933 schilderte er dort seiner Frau den Tathergang. In der folgenden Nacht, am 16. April 1933 gegen 4.30 Uhr, starb Erwin Kahn. Die Obduktion des Gerichtsmedizinischen Instituts der Ludwig-Maximilians-Universität ergab, dass er mit stumpfer Gewalt gegen den Kehlkopf umgebracht worden war. Wahrscheinlich hatten ihn die Wachleute erwürgt. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Israelitischen Friedhof in München. (Text: Björn Mensing, Lektorat: C. Fritsche)