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Aniela (Anna) Caspari, geb. Naphtali


Brienner Str. 12

Birthdate:
16.05.1900
Birthplace:
Breslau, Schlesien (heute: Wroclaw, Polen)
Date of death:
25.11.1941
Place of death:
Kaunas
Victim group:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Attachment:
20.11.2024

Anna (Aniela) Naphtali wurde am 19. Mai 1900 in Breslau als Tochter von Hugo und Olga Naphtali geboren. Ihre jüdischen Eltern gehörten der Kulturelite der Stadt an und besaßen eine bedeutende Kunstsammlung. Anna Naphtali kam früh mit der Kunstszene ihrer Heimatstadt in Berührung. Sie studierte ab 1920 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Kunstgeschichte, Philosophie und Literatur. 1922 heiratete sie den 22 Jahre älteren Kunsthändler Eugen Georg Caspari, der seit 1913 eine renommierte Galerie im Palais Eichthal in der Brienner Straße 52 (heute 12) betrieb. Neben Kunst und Antiquitäten aus dem 19. Jahrhundert wurden auch berühmte Maler der Moderne gezeigt. 1922 und 1926 kamen die Söhne Ernst Karl Ludwig und Paul Ernst Hugo zur Welt.
Nach dem Unfalltod ihres Mannes im Juni 1930 führte Anna Caspari die Galerie allein weiter und sorgte für ihre beiden Söhne. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ausgegrenzt und verfolgt. Sie musste 1935 ihre Galerie von der Brienner Straße, die ebenso wie der nahe Königsplatz zu einem Aufmarschzentrum der Nationalsozialisten wurde, in die Ottostraße 6 verlegen und durfte nur noch als Gutachterin arbeiten. Mit ihren Kindern wohnte sie nun im Hotel „Continental“ an der Ottostraße / Max-Joseph-Straße.
Anna Caspari gelang es, ihre Söhne in einem Internat in England unterzubringen. Ihre eigenen Bemühungen, ihnen dorthin folgen zu können, blieben erfolglos. Im Dezember 1938 wurde sie wegen eines angeblichen Devisenvergehens verhaftet. Die Gestapo durchsuchte am 19. Januar 1939 sowohl ihre Räume im Hotel „Continental“ als auch das noch bestehende Lager in der Brienner Straße 52. Dabei wurden 22 Gemälde, 140 Bücher und zahlreiche Graphiken geraubt. Kurz darauf wurde die Galerie aus dem Handelsregister gelöscht. Sechs Wochen später musste Anna Caspari in eine „Judenwohnung“ in der Muffatstraße 11 ziehen. Die Gestapo deportierte Anna Caspari zusammen mit fast 1.000 Münchener Jüdinnen und Juden am 20. November 1941 nach Kaunas in Litauen, wo die SS sie fünf Tage später erschoss. Ihre verwitwete Mutter wurde 1943 im Ghetto Theresienstadt ermordet. (Text Barbara Hutzelmann)

Erinnerungszeichen für Anna Caspari

Am Mittwoch, den 20. November 2024 findet in der Galerie Baumgartl in der Prannerstraße 7 eine Gedenkveranstaltung für Anna Caspari statt.

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