Chaim (Joachim) Both kam am 8. Mai 1876 in Rzeszów im heutigen Polen als Sohn von Grina und Hirsch Zwi Both zur Welt. Er wuchs mit zwei Schwestern und einem Bruder auf und wurde Kaufmann. 1907 heiratete er die vier Jahre jüngere Marjem (Maria) Zeimer aus Jaroslaw (heute Jarosław, Polen). Ihre Eltern, Wolf und Rebekka Zeimer, besaßen in Jaroslaw eine Waschanstalt.
In Jaroslaw wurde im April 1908 Marjem und Chaim Boths Sohn Maksemil, genannt Max, geboren. Wenige Monate später kam die junge jüdische Familie nach München, wo sie in der Lindwurmstraße 185 eine Wohnung bezog. In diesem Haus befand sich auch die im Oktober 1908 gegründete Firma Both & Zeimer, ein Kleinhandel für Herren- und Knabenmodeartikel. Ende 1909 wurde die Tochter Franziska, genannt Fanny, geboren. Im Frühjahr 1912 eröffnete Chaim Both in der Schwanthalerstraße 127 ein Filiale, 1920 erwarb er das Haus in der Lindwurmstraße 185. Etwa1930 trat der Sohn Max als Teilhaber in das väterliche Geschäft ein.
Im Laufe des Jahres 1938 verstärken sich die Schwierigkeiten mit dem von Chaim Both eingesetzten Hausmeister Hartl, der Parteimitglied war.
Am Abend des 9. Novembers 1939 begaben sich zehn SA-Männer gegen Mitternacht zur Lindwurmstraße 185, wo bereits die Schaufensterscheiben des Geschäfts eingeschlagen waren. Vier von ihnen drangen gewaltsam in die Wohnung der Familie Both im ersten Stock ein. Um diese Zeit kehrte das Ehepaar Both mit Sohn Max nach Hause zurück. Chaim Both wurde von der SA zusammengeschlagen und in seine Wohnung geschleppt. Der SA-Mann Hans Schenk erschoss Chaim Both dort kaltblütig aus nächster Nähe.
Marjem Both war auf die Straße zurückgedrängt und am Betreten des Hauses gehindert worden. Ihr Sohn wurde in ein Handgemenge mit den SA-Männern verwickelt und verhaftet.
Marjem und Max mussten nach der Arisierung des Geschäftes und des Hauses ihre Wohnung räumen. Die Waren aus dem zerstörten Geschäft eignete sich Chaim Boths Konkurrent Willi Eisen weit unter Wert an.
Marjem Both wurde am 20. November 1941 nach Kaunas deportiert und dort mit fast 1.000 Münchner Jüdinnen und Juden fünf Tage später ermordet.
Tochter Fanny Kammer emigrierte mit ihrem Ehemann Fritz im August 1939 in die USA. Sie starb am 1973 in Pennsylvania. Max Both konnte im Januar 1939 nach England ausreisen und starb 1972 in London.